Tag 1 - 15.02.2023 - Die Reise nach Bergen

Wieder unterwegs auf der legendären Postschiffroute! Seit 130 gibt es die Hurtigrute und ich bin zum 10. Mal mit dabei ;-) Und dieses Mal habe ich mir fest vorgenommen, endlich ein Reisetagebuch zu schreiben. Denn alle guten Dinge sind 10 - oder so :-) Steffi ist als Lektorin auch wieder mit dabei. Wir freuen uns riesig, Benno Freidling wiederzusehen, der als Reiseleiter die Tour begleitet und mit dem wir schon einmal unterwegs waren. Wir sind auch schon sehr gespannt darauf, Jessica Kirsten kennenzulernen, die ebenfalls als Reiseleiterin mit dabei ist.

Auf nach Bergen

Bevor wir in See stechen können, müssen wir aber erst einmal nach Bergen gelangen. Und schon geht es wieder los: Das Online-Einchecken bei KLM am Vorabend klappt zwar bei Steffi, ich gebe nach etlichen erfolglosen Versuchen genervt auf. Auch die Bahn will mir online kein Ticket verkaufen :-| Da die "Rennstrecke" von Mannheim HBF nach Frankfurt Flughafen im Moment leider nur mit einmal Umsteigen in Frankfurt Süd oder Frankfurt HBF geht, haben wir uns entschlossen, nach Darmstadt zu fahren und von dort den Flughafenbus zu nehmen, der alle halbe Stunde fährt. Das erste Wegstück sollte also irgendwie zu schaffen sein. Und tatsächlich, es klappt und wir kommen mit drei Stunden Zeitpuffer am Terminal 2 am Frankfurter Flughafen an. Uff...

Warten und Hoffen

In der freudigen Erwartung, gleich einen leckeren Milchkaffee in einem netten Flughafenrestaurant genießen zu dürfen, gehen wir zum Checkin-Schalter im Terminal 2, um eben mal schnell alles zu erledigen, einzuchecken und das Gepäck loszuwerden. Wir haben ja noch drei Stunden Zeit. Viel Zeit :-) Der Kaffeeduft weht mir schon förmlich um die Nase. Und dann macht der Mitarbeiter am KLM-Chekin-Schalter Feierabend! Grmbl... Wir warten und warten vor dem Schalter, weil nicht klar ist, wann es weitergeht. Bis der nächste KML-Mitarbeiter seine Schicht beginnt, vergeht schließlich über eine Stunde. Jammer!!! Und dann wird Steffi an der Sicherheitskontrolle auch noch herausgewunken und muss ihre Kamera auspacken, während sich ein netter junger Polizist gelangweilt und mit Maschinengewehr neben ihr postiert. Problem: Sprengstoffalarm beim Durchleuchten - warum auch immer. Es klärt sich aber alles schnell auf und Steffi darf weiterreisen und sogar ihre Kamera mitnehmen :-) Ich habe derweilen meine Hoffnung auf ein gemütliches Kaffeetrinken in Frankfurt aufgegeben :-(

Über den Wolken

Und ebenso skuril geht es gleich im Flieger weiter. Mein Sitznachbar möchte mit mir über Jesus sprechen, aber ich will lieber aus dem Fenster schauen. Das Flugzeug braucht Starthilfe, was aber die Flugtüchtigkeit an sich nicht einschränken soll?!? Wir heben ab und ich genieße die tolle Aussicht auf ein herrliches Wolkenmeer :-)) Da wir nun doch pünktlich in Amsterdam ankommen werden, gibt es wieder Hoffnung: Lecker Kaffee mit teuer Mini-Kuchenstückchen im Café Chocolat mitten im Amsterdamer Flughafen :-))

Am Amsterdamer Flughafen

Mittlerweile haben wir auch einige Gäste unserer Reisegruppe kennengelernt. Während sich alle Mitreisenden kurzzeitig in alle Winde verstreuen, begleitet Steffi mich tapfer ins Café Chocolat. Leider ist die Kuchenauswahl nicht mehr so üppig, wie ich sie vor Corona noch in Erinnerung hatte. Auch die Damen hinter dem Tresen arbeiten ein wenig umständlich und zäh, um es freundlich auszudrücken. Schließlich bekomme ich doch noch das, was ich bestellt hatte, sitze im trüben Sonnenlicht und bin erst mal glücklich. Steffi macht tapfer alles mit. Dann geht es weiter zum Gate und zur nächsten Etappe, zum Flug nach Bergen. Am Gate schauen wir uns interessiert um, denn ab hier reisen wir mit einem Großteil der Reisegruppe zusammen. Also ab jetzt gut benehmen und kompetent erscheinen ;-) Das sollten wir doch hinbekommen :-)) Und wie als Entschuldigung für den anstrengenden Tag zeigt sich die Natur während des Flugs nach Bergen von ihrer besten Seite: Wir sehen mehrfach eine Glorie, also farbige ineinandergeschachtelte Ringe aus Licht, die einem Regenbogen ähneln, aber auf andere Art entstehen. Herrlich!!! Das macht fast vergessen, dass wir noch eine Schwierigkeit vor uns haben...

Das "Band des Schreckens"

Gut gelaunt erreichen wir den Flughafen Bergen im traumhaften Abendlicht. Der Schriftzug "Bergen?" überrascht und irritiert wieder zugleich. Wir gehen durch den Flughafen, vorbei an der Eule, einer lebensechten Skulptur, die auf einem Metallgeländer außerhalb des Terminalgebäudes sitzt, und erreichen schließlich die Gepäckausgabe. Und da ist es wieder und sieht ganz harmlos aus: Das "Band des Schreckens", das Kofferband, das leider seinem Namen wieder alle Ehre macht. Steffi und ich haben Glück, aber mehrere Koffer von Gästen unserer Reisegruppe werden beschädigt und ein Koffer geht sogar ganz verloren. Und wieder bekommt der Ausdruck "Seinen Koffer beim Einchecken aufgegeben haben" einen ganz neuen Sinn...

Begrüßung am Flughafen

Da ich meinen Koffer schon recht früh bekommen habe, stürze ich nach draußen, um Jessica und Benno beim Abholen der Reisegruppe zu unterstützen. Steffi erscheint kurze Zeit später und stolpert erst mal filmreif über ihren Koffer. Es gibt ein großes Hallo und dann versuchen wir, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Gruppe ausfindig zu machen. Leider klappt es auch dieses Mal nicht zu 100%. Die beschädigten und verlorenen Koffer führen ebenfalls dazu, dass sich die geplante Abfahrtszeit zum Hurtigruten-Terminal verzögert, das jetzt anders heißt, seit die Reederei Havila mit am Start ist. Aber letztendlich sitzen dann doch wieder alle Gäste der Reisegruppe, zumindest die, die wir erreichen konnten, in zwei Bussen und los geht's auf die Orientierungsfahrt durch das malerische Bergen. Noch eine letzte Kurve und dann sehen wir sie vor uns im Hafen liegen, die MS Trollfjord, die für die kommenden zwölf Tage unser Zuhause sein wird :-)

Auf nach Norden

Am Hafen angekommen, erhalten alle Mitreisenden letzte Informationen, ihre Unterlagen und Kabinenkarten. Dann gilt es noch, die Sicherheitseinweisung zu absolvieren, und danach geht es endlich aufs Schiff :-) Auch Steffi und ich müssen uns erst wieder etwas orientieren. Wir suchen und finden unsere Kabine und rasen gleich weiter zur offiziellen Begrüßung aller Gäste durch das Expedition-Team, die Bordreiseleitung. Dann ist es soweit: Wir beeilen uns, um ins Restaurant zu kommen und die erste von vielen leckeren Mahlzeiten an Bord einzunehmen ;-) Denn das Motto der Reise lautet: "Zwölf Tage, zwölf Kilo" und da müssen wir uns schließlich ranhalten ;-) Die Gäste unserer Reisegruppe tun es uns gleich und allmählich geht ein langer anstrengender Tag für alle zu Ende. Doch nicht für Steffi und mich. Uns zieht es noch hinaus auf Deck. Wir stehen ganz vorne unter der Brücke und genießen die fast lautlose Fahrt durch eine zauberhafte Nacht und die vorbeiziehende phantastische Landschaft. Dabei testen wir unser neustes technisches Spielzeug, eine GoPro-Action-Kamera, mit der wir Polarlicht-Zeitraffervideos machen wollen. Gegen halb drei kurz vor Florø siegt dann aber doch die Müdigkeit und durchgefroren beenden auch wir den ersten Tag und freuen uns auf die weitere Reise einmal ans Ende von Norwegen und wieder zurück.